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Demonstration in Gedenken an Khaled Idris Bahray - Gegen den rassistischen Normalzustand!

Beginn: So, 18. Jan 14:00 CET 2015
Ende:   So, 18. Jan 16:00 CET 2015
Ort:   Berlin-Neukölln, Hermannplatz
Geodaten: (N52.4867),(E13.4244)
Kartenausschnitt anzeigen:

Kontakt: http://www.remembering-khaled.org/
Tags: Flucht, Migration, Abschiebung, Folter, Mord, Neo-Nazis, Khaled Idris Bahray

Diesen Termin als .ics Kalendereintrag herunterladen:  


Sonntag, 18. Januar 2015, 14.00h, Hermannplatz, Berlin

https://www.facebook.com/events/1584583948443717/

Khaled Idris Bahray wurde in der Nacht auf den 13. Januar in Dresden
erstochen. Am Dienstag Morgen wurde er im Hof der Wohnanlage, in der er
lebte, tot aufgefunden. Sein Körper war blutüberströmt, dennoch leugnete
die Polizei zunächst, dass es eine Fremdeinwirkung gegeben habe. Es
brauchte erst die Obduktion am folgenden Tag, damit die Behörden
bestätigten, was seine Mitbewohner_innen und Freund_innen von Anfang an
gesagt hatten: Khaled Idris Bahray wurde ermordet. Seine
Mitbewohner_innen und Freund_innen hatten sich bereits am Abend Sorgen
gemacht, sie hatten sich aber aufgrund der laufenden
Pegida-Demonstration nicht aus dem Haus getraut, um nach ihrem Freund zu
suchen. Bereits bei vorherigen Aufmärschen von Pegida war gegen die Tür
der Unterkunft getreten, mehrfach waren rassistische Parolen gerufen
worden. Aufgrund dieser erlebten Bedrohungen gingen sie von Anfang an
von einem rassistischen Mord aus.

Wir gedenken Khaled Idris Bahray und solidarisieren uns mit seinen
Freund_innen und Mitbewohner_innen. Wir sind entsetzt, traurig und
wütend über diesen Mord! Auch wenn wir nicht wissen, wer ihn umgebracht
hat, bereits die unzähligen widerlich rassistischen Kommentare, die die
Meldungen zu seinem Tod begleiteten wären Grund genug auf die Straße zu
gehen, ebenso wie die erneute Verschleierungstaktik der Polizei. Es ist
unerträglich, dass die Freund_innen des Ermordeten laut und deutlich
sagen, dass sie einen rassistischen Hintergrund vermuten und Polizei und
Medien dies einfach ignorieren. Spätestens seit der Selbstenttarnungdes
NSU ist deutlich geworden, dass deutsche Behörden Rassismus als Tatmotiv
in der Regel ausblenden. Dies zeigte sich bereits vor wenigen Wochen,
als – ebenfalls nach einer Pegida-Demo – eine Gruppe Jugendlicher von
einem bewaffneten rassistischen Mob durch ein Dresdner Einkaufszentrum
gehetzt und zum Teil schwer verletzt wurde. In diesem Fall verweigerte
die Polizei sogar die Aufnahme einer Anzeige und behauptete, die
betroffene Jugendliche habe sich die Tat nur ausgedacht.

Diese Taten reihen sich ein in eine umfassende rassistische
Mobilisierung: In ganz Deutschland entstehen rassistische
Zusammenschlüsse. Übergriffe auf Geflüchtetenunterkünfte,
Privatwohnungen und antirassistische Initiativen nehmen massiv zu.
Täglich werden Menschen aus rassistischen Gründen angepöbelt, bedroht
und verletzt. So wurde am 08. Januar in Berlin-Köpenick die neueröffnete
Geflüchtetenunterkunft unter dem Ruf „wir fackeln euch alle ab“ mit
Flaschen attackiert. Solche Angriffe schaffen massive
Bedrohungsszenarien; Betroffene in ganz Deutschland berichten, dass sie
sich nicht mehr auf die Straße trauen. Diese realen Sorgen und Ängste um
Leib und Leben werden in der deutschen Öffentlichkeit, in Politik und
Medien nicht wahrgenommen. Diskutiert werden stattdessen in aller Breite
die vermeintlichen „Sorgen und Ängste“ der Pegida-Demonstrant_innen, der
zahlreichen Bürgerinitiativen gegen Geflüchtetenunterkünfte oder der
‚besorgten Anwohner‘. Politiker_innen von der CSU bis zurLinkspartei
plädieren immer wieder dafür, die „Sorgen und Ängste“ der ‚Bürger‘ ernst
zu nehmen und benennen sie nicht als das, was sie sind: Rassistische
Vorstellungen von Menschen, die vermeintlich nicht zur deutschen
Gesellschaft gehören.

Diese Mobilisierungen müssen dabei vor dem Hintergrund des
gesellschaftlichen Rassismus in Deutschland verstanden werden. Dieser
entspringt aus der Vorstellung einer ‚deutschen Volksgemeinschaft‘, die
sich bedroht sieht durch den Zuzug von vermeintlich ‚Anderen‘. Deshalb
werden in Sachsen Sondereinheiten gegen „straffällige Asylbewerber“
eingerichtet, statt gegen rassistische Gewalt. Deshalb verschärfen die
verantwortlichen Parteien die Repression gegen selbstorganisierte
Strukturen von Refugees, beispielsweise gegen die besetzte
Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin oder den Hungerstreik in München,
statt Geflüchteten ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Die
rassistischen Mobilisierungen auf der Straße fallen innerhalb dieses
gesamtgesellschaftlichen rassistischen Klimas auf fruchtbaren Boden.

Mit dem Wissen darum sowie vor dem Hintergrund der Pogrome der 90er
Jahre und der Morde des NSU blicken wir erschrocken und entsetzt auf den
Mord an Khaled Idris Bahray. Lasst uns Trauer und Wut Ausdruck verleihen
und zusammen gegen Rassismus auf die Straße gehen. Denn Rassismus tötet
immer wieder!

ReachOut - Opferberatung und Bildung gegen
Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus

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