27.04.2019 Flugreisedatenauswertung liefert 99,7% Fehler
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Wir sind die 99 Prozent !

Das wussten wir natürlich schon immer, aber nun hat es sogar das Bundeskriminalamt (BKA) bestätigt. Bei der automatischen Kontrolle der Flugreisedaten in der EU werden (in Deutschland) 99,7% False Positives, also falsch Verdächtigte, gefunden. Das folgt aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage des Abgeordneten Andrej Hunko (Die Linke) über die Ergebnisse der Datenauswertungen im ersten halben Jahr des Wirkbetriebs.

Zwischen der Inbetriebnahme am 29. August 2018 und 31. März 2019 haben die Fluglinien Daten von 1,2 Millionen Passagieren ans BKA weitergegeben. Die Software fand darin 94 098 "technische Treffer". Jeder einzelne davon wurde von einem Beamten händisch überprüft. In 277 Fällen stellte sich der Verdacht als begründet heraus. In 93 821 Fällen handelte es sich dagegen um ein Fehlurteil der Software. Daraus ergibt sich eine Falsch-positiv-Rate von 99,7 Prozent.

Was können wir aus diesen Ergebnissen herauslesen?

  1. Wir haben also richtig schon immer gesagt, dass so etwas Unsinn ist und nur False Positives liefert (Keine Vorratsspeicherung unserer Flugreisedaten).
  2. Es mit der künstlichen Intelligenz (KI oder AI) von Software nicht so weit her ist. (Wer kontrolliert was in der KI geforscht wird? , Auch künstliche Intelligenz kann rassistisch werden)
  3. Mit menschlicher Arbeitskraft die Fehler der Software teuer korrigiert werden müssen.
  4. Eyperten schon immer vor der Speicherung und Auswertung von Flugreisedaten gewarnt haben (DSBs gegen EU-Fluggastdatenspeicherung).
  5. Wir haben jahrelang mit Aktionen, auch auf Flughäfen, vor solchen sinnlosen und für die Reisenden gefährlichen Datensammlungen gewarnt (Scannt mein Gepäck).
  6. Nebenbei haben wir gewarnt, dass durch Folgerungen aus z.B. Essensgewohnheiten nur ein Racial Profiling entstehen kann (Jede/r Flugreisende wird gerastert).

Das einzig Positive an dem ganzen Aufwand scheint zu sein, dass, wie die Süddeutsche meldet, "40 Beamte im 24/7-Schichtdienst mit der Überprüfung der technischen Treffer beschäftigt sind. Insgesamt sieht die Bundesregierung für Aufbau und Betrieb der Fluggast-Datenbank mehr als 500 Planstellen in verschiedenen Behörden vor." Dieses Geld kommt zumindest nicht der weiteren Aufrüstung (2%-Ziel) zugute - aber leider auch nicht den 20 KITAs, die man damit betreiben könnte.

Für uns als Aktion Freiheit statt Angst ergibt sich noch das tolle Ergebnis, dass die Fehlerrate von 99,7% die der "intelligenten Videoüberwachung" z.B. am Berliner Bahnhof Südkeuz und bei der Londoner Polizei mit 92% noch übertrifft. Schön, dass wir recht behalten haben - lieber wäre uns die sofortige Einstellung solchen Unsinns und ein Ende der Verschwendung unserer Steuergelder!

Update 29.04.2019: Danke für den Leserbrief vom 28.4.!

Wir haben in der Tat einen ganz wichtigen Aspekt übersehen, denn die "277 begründeten Verdachtsfälle" haben wir als 0,3% der Betroffenen einfach ignoriert. Es sind aber 277 Einzelschiksale, meist noch mit mitreisender Familie oder Freunden, deren Reisepläne einfach zerstört werden.

Es ergeben sich also folgende Fragen:

Mehr dazu bei https://blog.fefe.de/?ts=a23fcd2c
und https://www.sueddeutsche.de/digital/fluggastdaten-bka-falschtreffer-1.4419760
und https://www.andrej-hunko.de/start/download/dokumente/1336-ausbau-der-vorratsdatenspeicherung-von-fluggastdaten-eu-pnr/file
und eine Übersicht über weitere gescheiterte Überwachungsprojekte https://www.tagesspiegel.de/politik/umstrittene-ueberwachung-im-namen-der-sicherheit/24262416.html


Kommentar: RE: 20190427 Flugreisedatenauswertung liefert 99,7% Fehler

Was bitte heißt: In 277 Fällen stellte sich der Verdacht als begründet heraus?
Im letzten halben Jahr hat das BKA 277 Terroristen gefunden? Wohl kaum!
Was ist mit denen passiert? Alle eleminiert? Durften die trotzdem fliegen?
oder gibt es jetzt eine deutsche No-Fly List?

Sebastian, 28.04.2019 22:51


RE: 20190427 Flugreisedatenauswertung liefert 99,7% Fehler

PM der #PIRATEN 9.5.2019
Der Bundesdatenschutzbeauftragte bezeichnet die #EU-Systeme zur #Überwachung Reisender als "höchst besorgniserregend".
"#PIRATEN fordern Konsequenzen nach Kritik des Bundesdatenschutzbeauftragten!"
piratenpartei.de/2019/05/09/pir...

Piraten auf twitter, 09.05.2019 10:02


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Created: 2019-04-27 09:17:18


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