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Hemer: Protest gegen das Soldatentreffen am Ort des Todes zigtausender Kriegsgefangener

Beginn: Di 28. Sep 00:00:00 CEST 2010
Ende:   Di 28. Sep 00:00:00 CEST 2010
Ort:   Gelände des Stalag VI A und der Landesgartenschau, Hemer
Geodaten: (0),(0)
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Sehr geehrte Damen und Herren!

Schon am 6.11.2009 hieß es in der WR: "Es dürfte eines der größten
Reservistentreffen des Landes werden, wenn am 28. September 2010 auf der
Landesgartenschau der 'Bundeswehrtag' veranstaltet wird. Panzer können
besichtigt werden. Marschmusik erklingt. Bundesweit will
Gartenschau-Geschäftsführer Peter Friedrich in Reservisten-Verbänden
Werbung für diesen Tag machen. Für Hemer wird es ein besonderer sein.
Denn nur durch den Umstand, dass die Blücher-Kaserne eine neue Nutzung
benötigte, wurde die Stadt im Märkischen Kreis überhaupt
Gartenschau-Ausrichter: "Eigentlich erleben wir auf diesem Gelände den
Zauber der Verwandlung, wie Schwerter zu Pflugscharen werden, sagt
Friedrich. Mit dem Bundeswehr-Tag stellen wir uns unserer Geschichte."

Unsere Anmerkung: Zu dieser Geschichte gehört der Mord an zigtausenden
Kriegsgefangenen auf dem Gelände im 2. WK. Auf ihren Gräbern wird
herumgetrampelt. Von Schwertern zu Pflugscharen kann ja wohl keine Rede
sein, denn die Bundeswehr führt ihre Auslandseinsätze nicht mit
Pflugscharen durch, sondern mit Panzern.

Protest ist angesagt. Im Programm ist der Bundeswehrtag noch immer drin!
Jetzt hat die VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund
der Antifaschisten) in Nordrhein-Westfalen eine Erklärung zum größten
Soldatentreffen der Bundesrepublik Deutschland herausgegeben. Sie ist
angehängt.


Mit freundlichen Grüßen


Sprecher der VVN-BdA NRW

Ulrich Sander



Erklärung des Landesausschusses der VVN-BdA NRW


Gegen das Militärspektakel von Hemer am 28. September

Auf dem Gelände der Landesgartenschau in Hemer will die Bundeswehr am
28. September eines ihrer größten Soldatentreffen durchführen, das esje
gab. Der Bundeswehrverband und die Reservistenverbände sind mit von der
Partie. Panzer sollen den Kindern als Spielgerät angeboten werden.
Militärmärsche sollen erklingen. Es wird für Militär und Krieg geworben.

All das findet nicht nur auf dem Landesgartenschaugelände statt, sondern
auch auf dem Boden des ehemaligen Stalag VI A (Kriegsgefangenen
Stammlager der Wehrmacht). Hier sind während des Vernichtungskrieges der
Naziwehrmacht viele Tausende Kriegsgefangene grausam zu Tode gekommen.
Mit drei Millionen Todesopfern unter den sowjetischen Kriegsgefangenen
ist diese Opfergruppe eine der größten gewesen. Zigtausende kamen in
Hemer ums Leben. Mindestens 25.000 von ihnen sind auf den Friedhöfen am
Stadtrand in Massengräbern begraben. Weitere starben im Arbeitseinsatz
als Zwangsarbeiter in der Ruhrwirtschaft; allein im Zeitraum von Juli
bis November 1943 starben im Ruhrbergbau 28.000 Gefangene.


Und hier soll nun die Bundeswehr aufmarschieren. Wir sind es den Opfern
schuldig, uns dagegen zu wehren.

Wir wehren uns dagegen, dass mit den Reservistenverbänden und dem
Bundeswehrverband zwei besonders militaristische Großorganisationen hier
für sich werben dürfen. Diese Verbände sind durchsetzt mit
rechtsextremistischen Kadern. Erst kürzlich wurde es von den
Verbandsführungen abgelehnt, den NPD-Vorsitzenden Udo Voigt, Hauptmann
der Reserve. auszuschließen. Auch andere Nazikader sind dabei. Das war
schon seit Gründung dieser Vereinigungen so, denn sie haben auch die
Reservisten aufgenommen, die schon in der Wehrmacht dienten. Viele
waren schon im Krieg an schweren Kriegsverbrechen beteiligt. Der
Bildungsverein des Bundeswehrverbandes ist nach Karl Theodor Molinari
benannt worden, einen Bundeswehr- und Wehrmachtsgeneral, der in
Frankreich wegen seiner Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt wurde.

Heute rufen die Neonaziverbände ihre "jungen Kameraden" auf, sich in der
Bundeswehr an Waffen ausbilden zu lassen - "für den Kampf für Deutschland".
Diese Leute sind dann dabei, wenn die Zivilmilitärische Zusammenarbeit
die Städte und Gemeinden durchdringt. Tausende Reservisten sehen zum
Einsatz im Innern bereit - auch zum Einsatz gegen das eigene Volk. Zum
Einsatz gegen Streikende.

Die Bundeswehr, die sich in Hemer feiern lassen will, ist im
Kriegseinsatz. In Afghanistan führt sie Krieg gegen die dortige
Bevölkerung. Am 4.9.2009 hat ein Oberst Georg Klein die Ermordung von
142 Männern, Jugendlichen und Kindern befohlen – ohne dass die
Bundeswehr oder die deutsche Justiz ihn belangt hätten. Strafbefreiung
für Massenmord.

Wir fordern die Absetzung des Militärspektakels auf dem Gelände des
Stalag VI A und der Landesgartenschau. Wir fordern Schritte zum Frieden,
statt Manöver für den Krieg.

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